Interview mit Tanja Filzmaier

Auch im Schutzanzug immer nah an den Patient*innen

Die Krise ist zum Alltag geworden – Covid-19 ist einfach da. Eine Herausforderung für unser Gesundheitssystem im Frühjahr 2020 auf die stark steigende Anzahl positiv getesteten Personen richtig zu reagieren. Die Messe Wien wurde als Abteilung für leichte Corona-Fälle eingerichtet. Einige Studierende des Bachelorstudiengang Gesundheits- und Krankenpflege nutzen diese Chance, direkte Krisenerfahrung zu sammeln, und sind so bestens für die Zukunft gerüstet. Tanja absolvierte in diesem besonderen „Krankenhaus“ ihr letztes Praktikum vor dem Bachelorabschluss.

Sehr spontan ergab sich die Gelegenheit im Corona-Notquartier in der Messe Wien ein Praktikum zu machen, Ihre ersten Gedanken nach der Zusage?

Ich war eigentlich ein bisschen aufgeregt und nervös, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie es dort sein würde. Von einem Krankenhaus weiß ich schon, wie es organisiert ist, auf die Abläufe in der Messe war ich sehr gespannt.

Wie kann ich mir das Notquartier und das Arbeiten am Messegelände vorstellen?

Die Hallen sind riesig, unvorstellbare Dimensionen, bei der ersten Besichtigung war es fast ein erdrückendes Gefühl. Die Halle war in neun Sektoren oder Stationen eingeteilt, unsere Patient*innen waren Personen mit positivem Testergebnis und leichten Symptomen, die keine andere Möglichkeit für Heimquarantäne hatten. Auch Bewohner*innen eines Flüchtlingsheims, in dem es Covid-19-Infektionen gegeben hat, verbrachten in einer Halle die Quarantänezeit.

Als Pflegepersonen mussten Sie ja spezielle Allover-Schutzkleidung tragen, welche Besonderheiten bringt das mit sich?

Die Halle war mit einer Schleuse versehen, dort wurde kontrolliert, ob die Schutzkleidung sicherheitskonform angezogen war. Durch die Schutzanzüge waren keine längeren Aufenthalte bei den Patient*innen als maximal vier Stunden möglich, da ab dieser Zeitspanne beispielsweise die Dichtheit der Maske abnimmt.

Wie war das Gefühl, in dieser Ausnahmesituation so direkt an Hilfsmaßnahmen beteiligt zu sein?

Sehr spannend, weil ich neben der Praxis zu pflegerischen Maßnahmen auch interne Einblicke bekommen habe über Vorgehensweisen in einer Krisensituation und welche Organisation dahintersteckt. Und es hieß flexibel sein, wir hatten ständig neue Situationen: Anfänglich hatten wir keine Patient*innen, dann beispielsweise zehn Neuankömmlinge in einem Nachtdienst und ein paar Tage später - wurden dann rund 260 Personen aus einem Flüchtlingsheim zur Quarantäne einquartiert.

Welche Eindrücke vom Praktikum sind prägend?

Ich persönlich war froh, nach der Lockdown-Phase, in der ich gemeinsam mit meiner Familie (Tanja hat einen kleinen Sohn, Anmerkung der Redaktion) daheim war, endlich wieder unter Leute zu kommen. Fachlich war es sehr interessant und ich habe viel Neues kennengelernt. Zum Beispiel die direkte Zusammenarbeit mit verschiedenen Berufsgruppen wie den Sanitäter*innen und Zivildienern.

Ich bin sicher, das Praktikum hat meine Spontanität und Fähigkeit zu improvisieren noch einmal gefördert. Und auch von der sozialen Komponente her war es anders, denn es galt die teils verunsicherten Patient*innen zu beruhigen und aufzuklären. Über Covid-19 weiß man leider noch recht wenig. Die Patient*innen hatten Sorge, dass sie nach ihrem Aufenthalt noch ansteckend sind oder sie wollten wissen, wie es mit den Antikörper ist usw. Information vermitteln und Sicherheit geben, da hab ich sicher Einiges dazugelernt. Ich freu mich, dass ich einen kleinen Beitrag leisten habe können.

 

Tanja ist nun nach dem Abschluss des Bachelorstudiums im AKH in der neonatologischen Intensivstation beschäftigt.


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