31. März 2021

Zweimal Gold beim Österreichischen Wissenschaftspreis für Soziale Arbeit

 

Im Rahmen der fünften wissenschaftlichen Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Soziale Arbeit (ogsaTagung) wurde der Österreichische Wissenschaftspreis für Soziale Arbeit verliehen. Unter den Gewinner*innen waren auch Sabine Maria Scharf, Absolventin des Masterstudiums Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit und Jonathan Kufner-Eger, Lehrender des Bachelorstudiums Soziale Arbeit, beide von der FH Campus Wien.


Und die Gewinner*innen sind…

Bei der Jury des Österreichischen Wissenschaftspreises des Vereins zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen zur Sozialen Arbeit fanden die Abschlussarbeiten von Sabine Maria Scharfs und Jonathan Kufner-Eger großen Anklang. Scharf wurde in der Kategorie „Masterarbeiten“ mit dem begehrten Preis ausgezeichnet, Kufner-Eger bekam den Preis in der Kategorie „Dissertationen“ überreicht. Die virtuelle Preisverleihung fand im Rahmen der ogsaTagung statt.

Who cares?

In ihrer Masterarbeit „Who cares? Sorgearbeit in ländlich peripheren Räumen“ beschäftigte sich Sabine Maria Scharf mit den Lebenswelten von Frauen in ländlichen peripheren Räumen, deren Leben von unbezahlter und bezahlter Sorgearbeit (Care-Arbeit) geprägt sind.


Preisträgerin Sabine Maria Scharf

„Die Trennung von sogenannter produktiver und reproduktiver Arbeit hat mich schon immer irritiert, vor allem die damit verbundene geschlechterspezifische Ungleichbehandlung. Besonders der reproduktive Teil, auch Care- oder Sorgearbeit genannt, ist hier in den Mittelpunkt zu rücken, denn er betrifft uns alle. Hausarbeit, Kindererziehung, Freiwilligenarbeit, Nachbarschaftshilfe, Pflege von Angehörigen, sowie der gesamte Gesundheits- und Sozialbereich, also auch Soziale Arbeit fallen darunter. Diese Bereiche leisten einen wesentlichen Beitrag zur Wohlstandsproduktion einer Gesellschaft. Umso unverständlicher erscheint es mir, dass sie gesellschaftlich und politisch noch immer so an den Rand gedrängt werden“, so Sabine Maria Scharf über die Hintergründe ihrer Arbeit.

Des Weiteren ließen sich klare Parallelen zur gesellschaftlichen Ausgrenzung von Frauen herstellen, die diese, vielfach weiblich konnotierten, Tätigkeiten mehrheitlich un- oder unterbezahlt ausführen würden, so die Absolventin weiter. Die Auswirkungen dieser mehrfachen Marginalisierung würden sich in ohnehin von Peripherisierung betroffenen Regionen und Sozialräumen nochmals auf besondere Weise verschärfen.

Kriminalität als Konflikt verstehen

Jonathan Kufner-Eger beschäftigte sich in seiner Dissertation „Risikoorientierte Rationalisierung Sozialer Arbeit“ mit den realen Folgen von Integrations- wie Ausschlussmechanismen im Rahmen der sozialarbeiterischen Straffälligenhilfe. „Der Impuls, mich mit diesem Forschungsprojekt auseinanderzusetzen, hatte seinen Ursprung in der Beobachtung, dass das Praxis- und Theoriefeld der Bewährungshilfe einem fulminanten Umwälzungsprozess unterworfen war – eine Verschiebung, die damals nur punktuell thematisiert wurde“, erklärt Jonathan Kufner-Eger und weiter: „Dieses Forschungsprojekt hat für mich in Folge eine grandiose Gelegenheit geboten, Selbstverständlichkeiten, mit denen ich als praktisch tätiger und sozialwissenschaftlich nachdenkender Bewährungshelfer in meinem Berufsalltag konfrontiert war, als voraussetzungsvolle soziale Phänomene zu verstehen“. Auf dieses Handlungsfeld gemünzt, bedeutet das: Kriminalität als Konflikt zu verstehen und dadurch im Rahmen dieses moralisch-normativ umkämpften und widersprüchlichen Gebiets dezidiert Möglichkeitsbedingungen zu entwickeln, die eine autonome Lebenspraxis des jeweiligen Gegenübers im Blick haben.

ogsaTagung goes online

Die wissenschaftliche Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Soziale Arbeit (ogsa) fand erstmals online statt. Mit 423 Teilnehmer*innen, darunter auch interessierte Studierende und Kolleg*innen aus Deutschland und der Schweiz, befasste sich die Tagung dieses Jahr in verschiedenen Vorträgen, Poster-Präsentationen und Panels mit dem Schwerpunkt „Verfügte Zeit – intersektionelle Zugänge zu Zeitarmut und Zeitwohlstand“. Johannes Vorlaufer, Lehrender an der FH Campus Wien, gab in seinem Vortrag „Ganz Ohr sein – zur Erfahrung von Gegenwart im Gespräch“ beispielsweise Anregungen aus phänomenologischer Perspektive auf die Begrifflichkeit der Gegenwart. Auch das sehr aktuelle Thema Digitalisierung in der Sozialen Arbeit, wurde bei der Tagung diskutiert und Forschungsergebnisse dazu präsentiert. 
Johanna Hefel, Präsidentin der ogsa, resümiert die Tagung mit den Worten: „Als Präsidentin erfüllt es mich mit Freude und auch Stolz, dass an diesen zwei Tagen so viele einzigartige und innovative Beiträge präsentiert und diskutiert wurden. Es zeigt sich mit aller Deutlichkeit: Soziale Arbeit ist eine hochprofessionelle, systemrelevante Profession.“ 

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