Interview mit Stephanie Balciner

Patient*innen mit den „støttestrømper“ helfen

„Norwegisch ist gar nicht so schwer,“ findet Stephanie Balciner. „Das ging beim Kontakt mit den Patien*innen wie von selbst.“ Sie entschied sich, während ihres Bachelorstudiums für Gesundheits- und Krankenpflege, ein Auslandssemester in Fredrikstadt zu absolvieren. „støttestrømper“ sind übrigens die Stützstrümpfe. Ein Bericht über zahlreiche schönen Erlebnissen und tollen Erfahrungen fürs (Berufs-)Leben.


Warum haben Sie sich zu einem Auslandssemester entschlossen?

So viel wie möglich von der Welt zu sehen, ist mein Ziel, vor allem noch in jungen Jahren. Außerdem hat mich meine Mutter dabei sehr unterstützt, sie ist ebenfalls diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson und hat drei Jahre in Zürich gelebt und immer von der tollen Zeit und den vielen Erfahrungen geschwärmt. Längere Zeit von der gewohnten Umgebung weg zu sein, einen ersten Schritt in die Selbstständigkeit zu machen, war auch eine große Motivation.

Wie einfach war es denn ins Ausland zu gehen?

Das ist ganz leicht, die FH Campus Wien steht ja mit vielen Ländern in Kooperation und organisiert die Praktikumsstellen und das klappt perfekt. Auch die sprachlichen Barrieren sind gering in Norwegen, die meisten sprechen fließend englisch und norwegisch selbst ist ja Deutsch und Englisch sehr ähnlich, da kann man sich die Begriffe oft ableiten und ganz gut verstehen.

Einen Großteil Ihres Aufenthalts waren Sie in der Hauskrankenpflege beschäftigt?

Ja, acht Wochen habe ich im ländlichen Bereich Patient*innen betreut. Meine Praktikumsanleiterin Mari-Ann war wie eine Ersatzmutter für mich und hat mich großartig unterstützt. Die älteren Patient*innen haben nicht so gut Englisch gesprochen, da musste ich schnell meine Komfortzone verlassen, Hemmungen überwinden und norwegisch sprechen. Aber das hat den Patient*innen sehr gut gefallen. Die Norweger sind ein sehr stolzes Volk und zeigen ihr Haus oder auch Fotos und außerdem duzt man sich und so gelingt es recht schnell, eine persönliche Beziehung aufzubauen.

Das norwegische Gesundheitssystem hat auch Einrichtungen, die es in Österreich nicht gibt?

Nach der Hauskrankenpflege war ich eine Woche in einem „helsehuset“, einem Gesundheitsheim. Das ist eine rehabilitative Einrichtung für Leute, die zu gesund fürs Krankenhaus sind und zu krank, um allein daheim zu bleiben. Das Schöne war, wie sehr ich mich auf „meine“ Patientin konzentrieren konnte, weil eine Gesundheits- und Krankenpflegeperson nur für eine Person oder maximal zwei Patient*innen verantwortlich ist.

Dritte Station war dann ein Krankenhaus, was haben Sie davon mit genommen?

Ein kurzer Zwischenstopp auf einer Notfallstation hat mir gezeigt, welche Aufgaben Pflegepersonen in Norwegen übernehmen: Diese machen mit den Patient*innen alle Checks und erst dann kommt der Arzt oder die Ärztin ins Spiel.
Ein längeres Praktikum habe ich dann auf der Pädiatrie im Krankenhaus absolviert. In jedem Bereich, von Unfall- und Notaufnahme bis zur Station – die Teams waren riesig, weil in Norwegen die Bezugspflege schon Realität ist. Im Team gibt es immer ein tolles Miteinander, alle sind auf einer Wellenlänge und auf Augenhöhe - keine hierarchischen Strukturen stören den Betrieb. Für mich selbst habe ich sicher gelernt, wo meine emotionalen Grenzen in der Arbeit mit Kindern sind.

Neben dem Praktikum, welche Erlebnisse waren besonders beeindruckend?

Jede freie Minute bin ich gereist, beispielsweise bin ich nach Stavanger gefahren, von dort aus habe ich eine Bergtour auf den Preikestolen (Predigtstuhl) unternommen, ein Felsplateau, dessen Felskante rund 600 Meter steil in die Fjorde abfällt – ein unglaublich atemraubendes Naturspektakel. Um Nordlichter zu sehen bin ich ganz in den Norden hinauf und habe ich auf einer Husky Farm und beim Rentierschlittenfahren romantische und unvergessliche Momente erlebt.

Ihr Resümee über das Auslandssemester?

Ich fühle mich gestärkt, viel selbstbewusster. Ich bin eigentlich ein eher introvertierter Mensch und ich bin über meine Grenzen gegangen und habe vor allem auch gelernt, was geht mir im Umgang mit den Patient*innen nahe und wie kann ich damit umgehen. Und zu Norwegen – wer weiß vielleicht mache ich meinen Master in ein paar Jahren in Norwegen.


Disclaimer:

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der/die Verfasser*in; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.


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