23. Oktober 2015

„Was leisten Safety Normen und wo liegen ihre Grenzen“. Autonomes Fahren und die Wichtigkeit von Normen

 

„Was leisten Safety Normen und wo liegen ihre Grenzen“ war die Frage bei der Veranstaltung des Vienna Institute für Safety and Systems Engineering (VISSE) an der FH Campus Wien am 22. Oktober 2015.

Impulsvortrag und Diskussion zu Safety-Normen

Sie stand in engem Zusammenhang mit dem Thema autonomes Fahren, konkret mit dem derzeit im Masterlehrgang „Safety & Systems Engineering“ in Umsetzung befindlichen Projekt Tram on Demand auf der Trasse der Kaltenleutgebner Bahn. Der Fokus dieses Projektes liegt auf dem Erarbeiten von Sicherheitskonzepten.

Nach dem Impulsvortrag von Hans Tschürtz (Leiter VISSE und Masterlehrgang Safety and Systems Engineering), Andreas Gerstinger (Safety Manager Frequentis) und Christian Loidl (Geschäftsführer Telo) diskutieren die Vortragenden gemeinsam mit Safety-Interessierten in Arbeitsgruppen, wo Nutzen und Grenzen der gängigsten Normen im europäischen Raum in Bezug auf autonomes Fahren liegen.

Greifen vorhandene Normen zu kurz?

Es zeigte sich, dass die gängigen Normen sehr an ihre Grenzen stoßen. Es müssen jedoch „alle wichtigen Aspekte aus bereits vorhandenen Normen rausgeholt werden“, so Andreas Gerstinger. Safety-Normen sind gesetzlich nicht zwingend einzuhalten, im Falle eines Unfalls werden sie jedoch als State-of-the-Art herangezogen. “Den Sicherheitsnachweis im Nachhinein zu erbringen ist oftmals sehr schwierig“, so Christian Loidl. Auch zielen Normen vor allem darauf ab, Risiken auf ein akzeptables Level zu reduzieren und das System in den sicheren Zustand zu versetzen – dies ist im Falle von autonomem Fahren jedoch zu wenig. „Gerade in diesem Fall ist es wichtig, Fehlfunktionen zu vermeiden und von vornherein ein inhärent sicheres Systems zu schaffen“, so Hans Tschürtz, der mit seinen Studierenden des Masterlehrganges genau an dieser Herausforderung forscht und arbeitet.

Sicherheitsaspekt muss im Vordergrund stehen

In der Diskussion zeigte sich auch, wie wichtig das Thema der gesellschaftlichen Akzeptanz sein wird. Die Unsicherheit ist groß, inwieweit autonome Systeme als sicher akzeptiert werden. Interessant in diesem Zusammenhang erscheint, so die Moderatorin des Abends, Charlotte Hager von comrecon brand navigation, „dass man in New York daran denkt, die Taxis fahrerfrei zu bekommen, also sogenannte Robot Taxis zu installieren, um das Risiko Mensch auszuschalten und die Stadt sicherer zu machen.“ Dies spiegelt sich auch in der Frage aus den Arbeitsgruppen: Wie sicher müssen autonome Systeme gegenüber herkömmlichen Systemen sein? Die Erwartungen werden wohl wesentlich höher liegen als bei den herkömmlichen Systemen. Auch stellte sich die Frage der Verantwortung: Wo sind die Übergangsphasen von Mensch zu Technik? Wer ist letztendlich Schuld, wenn etwas passiert? Und wie grenzt man die Umwelt ab? Das Thema autonomes Fahren auf der Schiene ist nicht weniger komplex als bei Autos. Ganz im Gegenteil, bei „Tram on Demand“ kommt noch der Faktor des Fahrgastwechsels hinzu sowie die Problematik von Kreuzungen mit anderen Fahrzeugen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt neben Safety ist die Security-Thematik – der Angriff auf das System von außen. Security in Verbindung mit Safety wird derzeit noch unzureichend behandelt und findet sich in den Normen nur sehr abstrakt wieder. Der Abend zeigte die Relevanz neuer Analysemethoden und Normenverschränkungen auf. Das große Thema laut Tschürtz wird dabei sein: „Wie grenzt man Systeme ab und in wie weit sind vorhandenen Analyse-Methoden im Falle des autonomen Fahrens geeignet?“ Wichtig dabei ist, dass der Sicherheitsaspekt von Mensch und Umwelt im Vordergrund steht.

Vom Zukunfts- zum Gegenwartsthema: Safety

Fazit des Abends: Safety-Normen werden immer wichtiger, gerade bei der Umsetzung von autonomem Fahren. Es bleibt zu klären, welche Normen für das autonome Fahren geeignet sind  beziehungsweise, ob hier nicht neue Normen geschaffen werden müssen. Safety ist bereits heute kein Zukunfts-Thema mehr, aber dennoch ist es immer noch nicht ganz klar in den Unternehmen verankert. Es braucht noch viel Aufklärung und Aufzeigen dessen, was Safety für Mensch und Umwelt leistet. Und auch, dass sichere Systeme den Risikofaktor Mensch ausschließen können. Dafür bedarf es aber noch einiger Schritte und vor allem spezielles Wissen auf Systemebene. Dieses kann man im Masterlehrgang „Safety & Systems Engineering“ erwerben.

Master Talk zu Safety and Systems Engineering am 20. November 2015

Die nächste Möglichkeit, mehr über den Masterlehrgang und seine Inhalte zu erfahren, gibt es am 20. November 2015, 17.00-18.00 Uhr, Raum A.3.15 im Rahmen des Master Talk, an der FH Campus Wien. An diesem Abend werden neben Informationen zum Lehrgang auch Studierende und Unternehmen, die ihre Mitarbeiter am Lehrgang ausbilden lassen, zu Wort kommen. Richten Sie Ihre Anmeldung bis 13. November 2015 an sse@fh-campuswien.ac.at. Der nächste berufsbegleitende Masterlehrgang startet im September 2016.

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