16. Juni 2025
Der Besuch mit vierbeinigen Alltagsunterstützer*innen in Gesundheitseinrichtungen ist klar geregelt und dennoch oftmals eine Herausforderung. In einer Campus Lecture des Departments Angewandte Pflegewissenschaft beleuchteten Expert*innen unterschiedliche Perspektiven.
vlnr: Daniela Janko und Sohn, Bettina M. Madleitner, Petra Wegscheider, Petra Bernhardt, Gloria Petrovics, Karl Weissenbacher, Ines Swoboda und Ingrid Ruttnig
Assistenzhunde erfüllen eine Vielzahl an Aufgaben für die Personen, die sie begleiten. Sie unterstützen und leisten somit einen Beitrag zur Selbständigkeit, Sicherheit, Inklusion und Teilhabe im Alltag, zu dem auch Besuche in medizinischen und Gesundheitseinrichtungen zählen. Gerade die Komplexität von Krankenhäusern, ärztlichen Ordinationen oder Reha-Einrichtungen lassen notwendige Besuche zur Herausforderung werden. Das Spannungsfeld zwischen Hygienerichtlinien, rechtlichen Vorgaben und Bedürfnissen der Patient*innen beleuchtete die Campus Lecture des Departments Angewandte Pflegewissenschaft mit Expert*innenvorträgen, Podiumsdiskussion und Erfahrungsberichten von Betroffenen.
Zu den Assistenzhunden, die überall in Österreich Zugang haben, zählen Blindenführhunden, Signalhunde und Servicehunde. Die Vierbeiner werden speziell ausgebildet und erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Signalhunde unterstützen gehörlose Menschen oder Personen mit Höreinschränkungen, genauso wie Personen mit chronischen Erkrankungen wie etwa Diabetes, Epilepsie oder neurologischen Erkrankungen. Servicehunde erleichtern den Alltag von Personen mit Einschränkungen im Bereich der Mobilität.
Damit ein Hund als Assistenzhund anerkannt wird, braucht es eine gesundheitliche und wesensmäßige Eignung, eine spezielle Ausbildung und eine Zertifizierung als offizielle Zulassung für die Durchführung der erlernten Aufgabe. Mit der Prüfung von Hunden hat das Sozialministerium das Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni Wien beauftragt. Erst nach positiver Absolvierung erfolgt die Anerkennung als Assistenzhund und Eintragung in den Behindertenpass. Damit erhält der betroffene Mensch für seinen Assistenzhund die in Rechtsvorschriften geregelten Zutrittsrechte zu öffentlichen Orten, Gebäuden und Dienstleistungen sowie Ausnahmen von der Leinen- und Maulkorbpflicht.
Karl Weissenbacher von der Prüf- und Koordinierungsstelle Assistenzhunde des Messerli Forschungsinstituts gab Einblicke in die Ausbildung dieser Hunde mit speziellen Fähigkeiten und in den mehrstufigen Prüfungsprozess. Assistenzhunde erkennen Gefahrensituationen – beispielsweise bei Diabetes – oftmals zuverlässiger und früher als technische Geräte, zudem erleben Assistenzhunde die Erfüllung ihre Aufgabe nicht als Stress.
Die Fachärztin für Anästhesiologie, Schmerztherapeutin, Notärztin und Arbeitsmedizinerin Petra Wegscheider arbeitet in der HerzReha Bad Ischl und kennt als Besitzerin eines Assistenzhundes das Spannungsfeld sehr gut. Sie fokussierte in ihrem Vortrag die Hygienerichtlinien und Allergieforschung im Kontext von Gesundheitseinrichtungen. Assistenzhunde hätten dasselbe Keimspektrum auf den Pfoten wie die Halter und Halterinnen auf den Schuhsohlen, so eine Studie, und stellen somit kein relevantes Hygienerisiko dar. Allgemeine sinnvolle Hygieneempfehlungen, die die Keimzahl reduzieren oder präventiv wirken, seien selbstverständlich zu beachten.
Über rechtliche Grundlagen mit vielen Beispielen aus der Praxis informierte Gloria Petrovics vom Verein Freunde der Assistenzhunde Europas. Der Verein evaluiert Gesetze, steht mit Gesetzgebern in Kontakt, bietet Fortbildungen an und unterstützt seine Mitglieder bei Schlichtungsverfahren.
Die abschließende Podiumsdiskussion mit Karl Weissenbacher, Petra Wegscheider, Gloria Petrovics und Ines Swoboda vom Forschungszentrum Molecular Biotechnology der FH Campus Wien beschäftigte sich mit Fragen zu Tierhaarallergien, dem angemessenen Verhältnis zwischen Hygienerichtlinien und Barrierefreiheit und mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung in Bezug auf Assistenzhunde.
Durch die Campus Lecture führte Petra Bernhardt, Lehrende und Forschende Department Verwaltung, Wirtschaft, Sicherheit, Politik der FH Campus Wien. Vielen Dank an Daniela Janko für die Idee und Support zu dieser Campus Lecture.