Typisch für meinen Job – Bernhard Schef über nachhaltigen Bahnstrom

DI(FH) Bernhard Schef, MSc absolvierte das Masterstudium Technisches Management mit der Vertiefung Umwelttechnik. Er verfasste seine Masterarbeit über Einspeisung von Strom aus Photovoltaik in das Bahnstromnetz und nutzte sie als berufliches Sprungbrett. Seit dem Studienabschluss arbeitet er für die ÖBB-Infrastruktur AG, bei der er im Bereich GB Bahnsysteme, Life Cycle Management Energie tätig und für verschiedene Anlagen zur Stromgewinnung verantwortlich ist.

Typisch für meinen Job ist…

es, mich mit Erzeugungsanlagen zur Gewinnung von Bahnstrom auseinanderzusetzen. Dazu gehört es, Technologien der erneuerbaren Energien auf deren Eignung für die Bahn sowie die wirtschaftliche und rechtliche Machbarkeit zu prüfen. Insgesamt begleite ich innovative Projekte vom Konzept bis zur Realisierung. Nachhaltigkeit ist uns ein zentrales Anliegen: 92 Prozent des Bahnstroms stammt aus erneuerbaren Energien – 90 Prozent davon aus Wasserkraft, 2 Prozent aus Ökoenergie und 8 Prozent aus Erdgas. Eine von den ÖBB realisierte Anlage, auf die ich besonders stolz bin, ist das weltweit erste 16,7 Hz Bahn-Solarkraftwerk, das wir in Wilfleinsdorf in der Nähe von Bruck an der Leitha in Betrieb genommen haben: 7.000 m² Solarpaneele speisen die aus dem Sonnenlicht gewonnene Energie direkt in die Fahrleitung der Züge ein.

Die größte Herausforderung liegt darin…

die Gesamtverantwortung für einen rechtskonformen Anlagenbestand zu übernehmen. Die rechtliche Komplexität ergibt sich einerseits daraus, dass die Grundsubstanz teilweise auf die Eisenbahn-Gründerzeit zurückgeht und die anzuwendenden Rechtsnormen seitdem mehrmals geändert wurden; andererseits werden rund um solche Anlagen zahlreiche zivilrechtliche Verträge abgeschlossen. Die besondere Herausforderung beim Einsatz von erneuerbarer Energie sehe ich darin, dass sie zwar nach wie vor politisch gefördert wird, sich die wirtschaftlichen Anforderungen jedoch gleichzeitig – aufgrund der aktuellen Entwicklung auf dem Energiemarkt –stark erhöht haben. Konkret erfordern die seit 2011 stark gesunkenen Energiepreise eine besonders kostengünstige Errichtung und Betriebsführung von alternativen Erzeugungsanlagen.

Aus meinem Studium nutze ich vor allem…

meine Vertiefung in die Umwelttechnik. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der FH Campus Wien bot mir während des Studiums Gelegenheit, aktiv Erfahrungen mit dieser erneuerbaren Energie zu sammeln. Wie es technisch möglich ist, Strom aus einer Photovoltaik-Anlage unmittelbar in das Bahnstromnetz einzuspeisen, war exakt Thema meiner Masterarbeit. Die Problemstellung bestand darin, dass es zwar Solarwechselrichter für die Einspeisung in 50 Hz oder 60 Hz-Drehstromnetze gibt, zum damaligen Zeitpunkt jedoch nicht für die Einspeisung in einphasige Bahnstromnetze mit 16,7 Hz. Das Wissen um deren Entwicklung konnte beim ÖBB- Bahn-Solarkraftwerk eins zu eins angewendet werden.

Am meisten Freude bereitet mir…

dass es in meinem Job keinen Stillstand gibt, denn die möglichen Technologien entwickeln sich rasant weiter. Bei vielem gibt es ein „erstes Mal“ – das macht es spannend. Freude bereitet mir auch, dass ich in meinem Job einen persönlichen und messbaren Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann. Um beim Beispiel der Photovoltaikanlage zu bleiben. Sie soll pro Jahr rund 1.100 MWh liefern – mit diesem Ertrag fahren rund 200 Züge von Wien nach Salzburg, das heißt, pro Jahr werden 400 Tonnen CO2 eingespart.

Mein persönlicher Tipp ist…

sich bei der Studienwahl allein von seinen persönlichen Interessen leiten zu lassen. Vor allem bei einem berufsbegleitenden Studium, das einem viel abverlangt, sollte die Motivation hoch sein. Umso wichtiger ist es, sich bei der Masterthesis bewusst einem Thema zu widmen, auch wenn es mit viel Arbeit verbunden ist, das einem beruflich etwas bringt – sei es beim Jobeinstieg oder bei der beruflichen Weiterentwicklung.


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