Interview mit Godoberto Guevara Rojas

Wer will es nicht? Ein strahlend schönes Lächeln, das gesunde und gerade Zähne erkennen lässt. Doch leider haben die wenigsten Menschen von Natur aus ein makelloses Gebiss. Oft werden daher Zahnregulierungen eingesetzt, um die Zähne an den richtigen Platz zu verschieben. Aber manchmal reicht selbst eine festsitzende Zahnspange nicht aus, um Fehlstellungen zu korrigieren. Dann bleibt nur die Möglichkeit eines kieferchirurgischen Eingriffs. Denn oft spielt nicht nur die Schönheit eine Rolle, auch die Gesundheit ist betroffen. Fehlstellungen im Kieferbereich können Muskelverspannungen, Kopfschmerzen oder sogar Sprachstörungen auslösen. Die Reinigung eng beieinander stehender Zähne ist schwierig und so entstehen Zahnkrankheiten bereits im frühen Alter. Um solche Beeinträchtigungen zu vermeiden, entscheiden sich immer mehr Menschen für eine Operation.

Herr Guevara Rojas, wie läuft diese Operation ab?

Grundlage für einen solchen Eingriff sind radiologische Untersuchungen, die wichtigsten diagnostischen Hilfsmittel moderner Medizin. Ausgestattet mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen verwenden Chirurg*innen oft Implantate, um Knochen zu verändern und damit Zähne und Kiefer optimal auszurichten. Neben Bissfehlstellungen können damit auch Asymmetrien im Gesichtsbereich beziehungsweise Vorverlagerung oder Rückstellungen des Unterkiefers korrigiert werden. Vor allem bei Operationen im Gesicht ist eine gute Vorbereitung absolut notwendig, um Komplikationen und Fehler auszuschließen. Die Operationszeit soll kurz, das Implantat präzise angepasst sein. Daher wird in diesem Bereich vorzugsweise die Methode der "Computer Aided Surgery" eingesetzt.

Welchen Vorteil hat diese Operationsmethode?

Computer Aided Surgery, die computerunterstütze Operation hilft, die benötigten Implantate im Vorfeld des Eingriffs passgenau zu entwerfen, damit Chirurg*innen diese nicht erst während der Operation an die Gesichtsgeometrie der Patient*innen angleichen müssen. Das macht den Eingriff rasch und schonend. Möglich wird dies durch intensive Forschung, die sowohl den medizinischen und als auch den technischen Bereich mit einbezieht. An einer solchen Verbindungsstelle arbeite ich mit meiner Forscher*innengruppe im Fachbereich Radiologietechnologie an der FH Campus Wien. Ziel der Forschung ist es, aus Untersuchungsdaten individualisierte medizinische "Ersatzteile" zu generieren, die im Vergleich zu den bisher verwendeten Standardimplantaten funktionelle und ästhetische Vorteile aufweisen. Das Kooperationsprojekt verbindet das klinische Wissen des Studiengangs Radiologietechnologie mit dem technischen Know-how des Studiengangs High Tech Manufacturing und liefert damit verbesserte Ergebnisse.

Wie erreicht man optimale Operationsergebnisse?

Die richtigen Geometrien für das Implantat zu ermitteln ist eine komplexe Aufgabe, da sich schon minimale Veränderungen negativ auf das spätere Aussehen der Patient*innen auswirken können. Daher müssen die biologischen Gegebenheiten genauestens analysiert werden. Dies geschieht durch Aufnahmen mit dem Computertomographen und weiteren radiologischen Geräten wie dem Magnetresonanztomographen. Im nächsten Schritt entwickeln Techniker*innen aus den Untersuchungsergebnissen ein maßstabsgetreues Implantat, das für den Eingriff herangezogen werden kann. Dank des rasanten wissenschaftlichen Fortschritts ist es bereits möglich, dieses Implantat mittels Rapid Prototyping/Manufactoring - einem Verfahren zur schnellen Herstellung von Bauteilen - aus den dreidimensionalen radiologischen Untersuchungsdaten zu erstellen. Dabei ist höchste Präzision gefragt, da auch die kleinsten anatomischen Strukturen berücksichtigt werden müssen. Hier arbeiten wir intensiv mit dem Bereich High Tech Manufacturing an der FH Campus Wien zusammen.

Ist noch mehr Forschung in diesem Bereich geplant?

Tatsächlich haben wir noch viel vor. Das nächste Projekt beschäftigt sich mit der Modellierung des Innenohrs für die Einbettung von Cochlea-Implantaten, die das Hörvermögen tauber Menschen wieder herstellen. Anhand dieses Modells sollen ein chirurgischer Eingriff simuliert und die Implantate passgenau eingestellt werden können. Ziel ist es, die eigentliche Operation auch in diesem Fall wesentlich schonender und kürzer zu gestalten. Das ist ganz im Sinne unserer Arbeit, zu einem größeren Wohlbefinden der Patient*innen beizutragen.

Studiengänge

Bachelor

Radiologietechnologie

Vollzeit