24. Juni 2025
Wie kann eine Hochschule rassismuskritisch gestaltet werden – nicht nur theoretisch, sondern auch im gelebten Alltag? Dieser Frage widmete sich eine Campus Lecture „Für eine rassismuskritische Hochschule – Perspektiven und Handlungsräume“ des Studiengangs Soziale Arbeit und der Abteilung Gender & Diversity Management. Die Veranstaltung setzte ein Zeichen für diskriminierungskritische Bildungsarbeit und eine Hochschule der Vielfalt.
„Rassismuskritik und das Sichtbarmachen struktureller Diskriminierung ist kein Add-on, sondern eine Grundvoraussetzung für eine zukunftsfähige Bildungseinrichtung“, betonte Ulrike Alker, Leiterin der Abteilung Gender & Diversity Management an der FH Campus Wien. Elif Adam, Expertin für Rassismuskritik und Lehrende im Studiengang Soziale Arbeit, unterstrich in ihrem Impulsvortrag die besondere Verantwortung von Hochschulen im Umgang mit Rassismus: Sie seien nicht nur Orte der Wissensvermittlung und -produktion, sondern auch gesellschaftliche Räume, in denen Werte, Normen und Machtverhältnisse verhandelt, weitergegeben und gestaltet werden.
„Ich freue mich, dass an der FH Campus Wien, nicht zuletzt durch unsere kritischen Lehrenden und Studierenden, diese wichtigen Themen eingebracht werden“, so Josef Bakic, Leiter des Bachelorstudiums Soziale Arbeit. „Nun liegt es an uns als Institution, die nächsten Schritte zu einer rassismuskritischen Hochschule in ihrer hohen Relevanz zu erkennen, qualitativ zu konkretisieren und diese Haltung auch sichtbar zu machen.“
Die anschließende Podiumsdiskussion mit den Expertinnen Chantal Bamgbala (Melanin Talk), Désirée Sandanasamy (ZARA) und Maida Schuller (Universität Wien), bot einen vielschichtigen und tiefgehenden Austausch über bestehende Diskriminierungsmechanismen im Hochschulkontext – und eröffnete konkrete Handlungsräume für den Hochschulalltag. Diese sind sowohl im individuellen als auch im organisationalen Verantwortungsbereich zu finden und beginnen beim Zuhören: Es gehe um das Anerkennen von Rassismus als Gewalt und als Thema, das alle betrifft, das Trennen von Intention und Wirkung und das Aushalten von Verunsicherung und negativen Gefühlen.
„Rassismuskritische Kompetenz bleibt nicht wie der letzte Sommerhit durch einmal Hören hängen“, brachte es Désirée Sandanasamy pointiert auf den Punkt. Vielmehr brauche es langfristige und strukturverankernde Maßnahmen, wie ein rassismuskritisches Qualitätsmanagement und parteiliche Anlaufstellen, wie Elif Adam auf Nachfrage von Moderatorin Vanessa Spanbauer erklärte.
Die Campus Lecture ist Teil des Engagements der FH Campus Wien, Diversität zu fördern, Diskriminierungsmechanismen sichtbar zu machen und Rassismuskritik als Querschnittsmaterie weiter zu bearbeiten. Zum bestehenden Engagement in diesen Bereichen zählen unter anderem Fortbildungsangebote für Mitarbeitende, die unabhängige und weisungsfreie Stelle für Gleichbehandlungsfragen, Angebote der Hochschulsozialarbeit, kostenlose Deutschkurse sowie die queer@FH Campus Wien-Netzwerkgruppe. Die Prinzipien von Gleichstellung und Diversität sind im Leitbild, im Code of Conduct und in der strategischen Ausrichtung der Hochschule fest verankert. Bereits 2011 unterzeichnete die FH Campus Wien als erste Fachhochschule Österreichs die Charta der Vielfalt und wurde 2016 sowie 2020 mit dem Diversitas-Preis ausgezeichnet.