22. November 2023

Ein Spion erzählt: Eintauchen in die Welt der Geheimdienste

 

Der Fachbereich Risiko- und Sicherheitsmanagement lud im November zur Veranstaltungsreihe „Campus Lectures – Sicherheit im Fokus“ mit dem ehemaligen DDR-Spion Günter Gräßler.

Zwei Männer sitzen auf Ledersesseln und halten ein Mikrophon in der Hand, im Hintergrund ist ein Roll-up zu sehen auf dem Campus Lectures steht

v.l.n.r.: Oberstleutnant a.D. Günter Gräßler und Prof. Dr. Helmut Müller-Ensberg

Nach der Veranstaltung „Eine Spionin erzählt“ lud der Fachbereich Risiko- und Sicherheitsmanagement erneut Interessierte ein. Diesmal im Fokus: Oberstleutnant a.D. Günter Gräßler, der von 1973 bis 1990 dem Nachrichtendienst der DDR angehörte. Die rund 200 Teilnehmer*innen erhielten einen einzigartigen Einblick in die Ära des späten Kalten Krieges und spannende Details über den Werdegang, die Rekrutierung, die Ausbildung und das Doppelleben von Günter Gräßler. Moderiert wurde die Veranstaltung „Ein Spion erzählt“ von Prof. Dr. Helmut Müller-Enbergs, Gastlehrender im Fachbereich Risiko- und Sicherheitsmanagement. 

Vom Studium zur Spionage

Günter Gräßler wuchs nach dem Zweiten Weltkrieg in Sachsen auf und strebte während seiner Studienzeit eine Hochschulkarriere an. Das änderte sich als er Anfang 1973 im Alter von 22 Jahren in einer Kneipe rekrutiert wurde – von niemand geringerem als dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS). So startete Gräßlers Karriere mit dem Ziel, im Westen Spione anzuwerben. Später leitete er unter dem Dach der Hauptverwaltung A des Ministeriums für Staatssicherheit als Oberstleutnant ein Referat der Abteilung IV mit dem Fokus auf taktische und strategische Militäraufklärung. Meist getarnt unter seiner zweiten DDR-Identität als Forschender, gelang es ihm langjährige und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Diese Quellen lieferten in weiterer Folge Fotos, Einschätzungen und Informationen über die Bundeswehr, ihre Ausrüstung und ihre Pläne. 

Agent 007

Im Herbst 1989, kurz vor der Wendezeit und dem Fall der Berliner Mauer, zählte das Ministerium für Staatssicherheit 91.015 hauptamtliche Beschäftigte. 250 von ihnen arbeiteten noch bis März 1990 an der Aufarbeitung der DDR mit – unter ihnen auch Günter Gräßler. Sein letzter Dienstausweis trug die Nummer 007 und so ging Gräßler als Doppelnullagent Nummer 7 in die Geschichte ein. Seine eigene Geschichte hat er nun auch in seiner Autobiografie „Doppelnullagent Nr. 7 Ost. Im Dienst der Militärspionage des MfS“ veröffentlicht. 

Die Veranstaltung bot einen einzigartigen Einblick in die Welt der Geheimdienste. Und so viel sei verraten: Die Veranstaltungsreihe „Campus Lectures – Sicherheit im Fokus“ wird auch im kommenden Sommersemester 2024 fortgesetzt.

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