Um den Globus gedacht

Elisabeth Brunner-Sobanski fand über ein Stück Weltliteratur zu ihrem eigentlichen Berufswunsch. Für die Leiterin des International Office ist das Auslandsstudium nicht die einzige Möglichkeit sich zu internationalisieren.

Stichwort Studierendenmobilität: welche Strategie verfolgen Sie und worin sehen Sie noch Bedarf?

Sie fragen gleich nach der Mobilität: tatsächlich bilden jedoch mobile Studierende welt- und europaweit eine Minderheit. Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass längere Auslandsaufenthalte für Studierende aus bildungsfernen Familien oder vor einkommensschwachem Hintergrund eine Hürde darstellen. Für einen weiteren Teil der Studierenden kommt die Auslandsoption wegen Berufstätigkeit schon gar nicht in Frage. Hier braucht es andere Internationalisierungsangebote.

Es lohnt sich einen Blick auf das Curriculum zu werfen und sich zu überlegen, welche Lehr- und Lernumgebungen internationales und interkulturelles Lernen "at Home" fördern können. Kultur begegnet einem auch zu Hause: z. B. indem ich die Diversität meiner Studierenden als Ressource für interkulturelles Lernen nutze. Oder indem ich neue Technologien einsetze und mittels virtueller online Kooperationen internationale Studierende und Lehrende zusammenbringe und so einen gleichberechtigteren Zugang zur Internationalisierung schaffe.

Kann „Internationalisation at Home“ einen Auslandsaufenthalt ersetzen? Was braucht es, damit ein Auslandsaufenthalt erfolgreich umgesetzt werden kann?

Sowohl Internationalisation at Home als auch ein Auslandsaufenthalt - z. B. ein Auslandssemester oder ein Auslandspraktikum - sind wichtige Instrumente, um Studierende auf ein Berufsfeld und eine Gesellschaft vorzubereiten, die sich zunehmend den globalen Herausforderungen (Migration, international vernetze Arbeitswelten, Diversität am Arbeitsplatz etc.) zu stellen haben. Die Frage ist eher, warum wähle ich welches Instrument und wie setze ich es um. In einem berufsbegleitenden Studienprogramm wird ein Auslandssemester wahrscheinlich nicht das geeignete Mittel sein, mit dem ich die Studierenden erreiche.

Grundsätzlich muss ein Auslandsaufenthalt gut im Curriculum integriert sein - und dafür gibt es eine Reihe von sehr guten Umsetzungsbeispielen an der FH Campus Wien - um mögliche Mobilitätshindernisse zu vermeiden.

Wissen ArbeitgeberInnen die Auslandserfahrung von Studierenden zu schätzen und räumen sie AbsolventInnen einen Startvorteil bei der Bewerbung zukünftiger Arbeitsstellen ein?

Eine Umfrage, die im Rahmen der Erasmus Impact Study durchgeführt wurde, gibt an, dass über 90% der Arbeitgeber*innen Absolvent*innen mit sogenannten "transversal skills" suchen. Das sind skills wie z. B. Lösungskompetenz, Selbstvertrauen, Empathie, Problemlösungskompetenz etc. All diese Kompetenzen können im Rahmen eines Auslandsstudiums erworben werden. Wichtig ist, Studierende darauf vorzubereiten, sich dessen auch bewusst zu werden und dies bei zukünftigen Bewerbungsgesprächen zu artikulieren und ein Auslandssemester nicht ausschließlich im Kontext von Fremdsprachenerwerb und Steigerung der interkulturellen Kompetenzen "zu verkaufen".

Sie absolvierten einen Teil ihres Studiums in Russland. Was hat überwogen: die Bücher Dostojewskis oder die Lust auf die Fremde?

Mich verschlug es 1994 während meines Germanistik- und Theaterwissenschaftsstudiums an der Universität Wien nach St. Petersburg. Ausschlaggebend für die Wahl des Aufenthalts- und Studienortes im Ausland war für mich sowohl der Wunsch nach der weiten Welt als auch mein Interesse an russischer Literatur. Mit "Schuld und Sühne" kam ich sozusagen nach Russland, mit Auslandserfahrung zurück nach Österreich und damit zu meinem eigentlichen Berufsziel, nämlich im internationalen Kontext zu arbeiten.


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