1. März 2024

Veranstaltungsreihe Haltungsfragen: Nachhaltige Architektur im Fokus

 

Die Veranstaltungsreihe "Haltungsfragen" des Studiengangs Architektur - Green Building an der FH Campus Wien bot Interessierten einen Einblick in das Thema Nachhaltigkeit in der zeitgenössischen Architektur. Zudem bot sie eine Plattform, die zum internationalen Austausch lud.

Nationale und internationale Expert*innen brachten in ihren Vorträgen im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Haltungsfragen" vielfältige Perspektiven ein, um ein umfassendes Bild der aktuellen Entwicklungen in der Architektur- und Baubranche zu zeichnen. Die verschiedenen Schwerpunkte der Vorträge deckten ein breites Spektrum aktueller architektonischer Themen ab. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Einbindung der Sustainable Development Goals (SDGs) gelegt, um die Relevanz nachhaltiger Lösungen für die Zukunft besonders zu betonen.

Jenseits von Nachhaltigkeit – Cradle to Cradle

Der Verfahrenstechniker und Chemiker Michael Braungart besprach in seinem Vortrag das von ihm und dem Architekten William McDonough erfundene Konzept Cradle to Cradle. Dabei handelt es sich um ein nachhaltiges Designkonzept, bei dem Produkte so gestaltet werden, dass ihre Materialien nach der Nutzung entweder biologisch abgebaut oder in den technischen Kreislauf zurückgeführt und erneut verwendet werden können. Da sich durch die Digitalisierung völlig neue Herausforderungen für Unternehmen – bspw. in der Herstellung und im Vertrieb von technischen Gütern und Dienstleistungen ergeben, seien neue Geschäftsmodelle notwendig, so Braungrat. Das Cradle to Cradle-Prinzip sei ein Schlüssel zur Umwandlung langwieriger Umweltdiskussionen in nachhaltige Innovationen.

From Tradition into the future: The arrival of timber construction in 21st Century Cities

Vertreter*innen aus dem Planungssektor, der Forschung und Lehre sowie der Industrie und der Politik stellten in Kurzstatements ihre jeweiligen Ziele und Schwerpunkte vor. Dabei gaben sie außerdem eine persönliche Prognose darüber ab, welche Steigerung der Marktanteile für den urbanen Holzbau bis 2040 möglich sei, ausgehend von den damals weit unter 5% liegenden Anteilen. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion statt, bei der besprochen wurde, inwiefern der Hozbau bereits fester Bestanteil in Österreichs Baubranche ist und welche Maßnahmen notwendig sind, um seine Akzeptanz zu steigern.

Klima- und ressourcengerechtes Entwerfen im Wohnungsbau – Ökobilanzierung in der Praxis

Die Architektin Elise Pischetsrieder behandelte in ihrem Vortrag die komplexen Herausforderungen in der Architektur, bei denen neben traditionellen Parametern wie gestalterischer Qualität, Raumprogramm und Kosten auch neue Anforderungen im Zusammenhang mit der Klimakrise und Ressourcenknappheit berücksichtigt werden müssen. Sie ging insbesondere auf die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit ein, indem sie die Ermittlung, Bewertung und Beeinflussung von Treibhausgasemissionen und grauer Energie im Lebenszyklus von Bauprojekten thematisierte. Der Vortrag zielte darauf ab, Wege aufzuzeigen, wie diese Umweltauswirkungen gemessen, reduziert, Zielvorgaben formuliert und nachgewiesen werden können.

Gute Architektur für Alle – Barrierefreiheit als Schlüssel zur Inklusion

Die Bedeutung von Barrierefreiheit als Menschenrecht und essenzielle Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen war Thema des Vortrages von Architektin Sylvia Pille-Steppat. Sie bezog sich dabei besonders auf das Ziel 11 der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, das eine "inklusive Urbanisierung" fordert. Der Fokus lag auf der notwendigen baulichen Umsetzung von Barrierefreiheit in Innen- und Außenräumen, um dieses Ziel zu erreichen. Trotz der weit verbreiteten Akzeptanz der Notwendigkeit von Barrierefreiheit in der Umwelt würde in der Realität immer wieder Hindernisse bei der Umsetzung festgestellt, meinte Sylvia Pille-Steppat. Der Vortrag hatte das Ziel, die Spannungsfelder zwischen Barrierefreiheit und anderen Anforderungen in Architektur und Stadtplanung zu untersuchen und zu überwinden.

Think globally, act locally

Cristina Vega Iglesias stellte in ihrem Vortrag beeindruckende Gebäude von Burlat & Vega Architects anhand von Plänen und detaillierten Lösungen vor. Ihr Ziel war es dabei architektonische Konzepte zu entwickeln, die nicht nur wirtschaftlich sind, sondern auch eine positive soziale Wirkung erzielen und Umweltfragen ansprechen. Architektur ziele für sie darauf ab, Räume zu schaffen, die alle Sinne ansprechen und Nutzer und Umgebung harmonisch vereinen, so die preisgekrönte Architektin in ihrem Vortrag.

Konzepte und Ideen einer Architektur von 2050

In seinem Vortrag betonte der Architekt Martin Haas den aktuellen gesellschaftlichen Wandel, der über Umweltschutz und Klimakrise hinausginge und eine verantwortbare Lebensqualität anstrebe. Mensch, Raum und Umwelt müssten wieder in Einklang gebracht werden. Architekt*innen spielen dabei eine entscheidende Rolle, da sie Ordnungsmuster des menschlichen Zusammenlebens gestalten. Die Individualisierung der Gesellschaft erfordere vielseitige und anpassungsfähige Gebäudestrukturen, um den veränderten Ansprüchen gerecht zu werden. Ein weiterer wesentlicher Baustein sei die bestmögliche Integration des Gebäudes unter Berücksichtigung des menschlichen Maßstabs in sein kulturelles und mikroklimatisches Umfeld, um zu gewährleisten, dass ein Gebäude dauerhaft genutzt wird.

Brückenschlag für internationale Zusammenarbeit

Durch die Veranstaltungsreihe konnte die internationale Vernetzung der FH Campus Wien mit anderen Bildungseinrichtungen ausgebaut werden, um so den Wissenstransfer zu stärken und Partnerschaften für zukünftige Projekte zu schaffen. Das Networking zwischen Studierenden, Planenden, Bauunternehmen und Ministerien stand daher ebenfalls im Fokus. Mit Erfolg wurden Verbindungen nach Japan, Deutschland und Frankreich geknüpft, und erste Möglichkeiten für eine künftige Zusammenarbeit besprochen.

Sustainability and Design
Bauen und Gestalten
Networking
Umwelt