21. Dezember 2016

Erwartungen von MigrantInnen an Pflege- und Betreuungsangebote

 

Wie nehmen MigrantInnen Pflege- und Betreuungsleistungen in Wien in Anspruch? Diesem Thema widmete sich Univ.Prof. Dr. Christoph Reinprecht im Rahmen der Campus Lectures des Europäischen Masterstudiums Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit (SOWOSEC).


Christoph Reinprecht vom Institut für Soziologie an der Universität Wien ist Autor der Studie „Einfluss der Migration auf Leistungserbringung und Inanspruchnahme von Pflege- und Betreuungsleistungen in Wien“. Er befragte 429 WienerInnen, die ursprünglich aus der Türkei, dem Iran, Bosnien, Serbien oder Polen kommen, zu ihren Erwartungen an das System der Pflege und Betreuung. Am 5. Dezember 2016 präsentierte Reinprecht im Rahmen der Campus Lectures an der FH Campus Wien die Studienergebnisse.

Studienergebnisse lassen auf inklusive und offene Lösungen schließen

Die Erkenntnisse der Studie bieten zahlreiche Handlungsansätze. So ist es wichtig, Informationen der Betreuung und Pflege angepasst an die lebensweltlichen Realitäten zu vermitteln. Aus den Forschungsergebnissen lässt sich die Schaffung von inklusiven und integrativen Einrichtungen, die offen und flexibel für gruppen- bzw. milieuspezifische Lösungen sind, als Anspruch ableiten. Die an die Pflegekräfte gerichteten Erwartungen sind sowohl universeller als auch spezifischer Natur (Sprachkenntnisse, kontextbezogenes Wissen). Grundlage dafür sind ein allgemeines Bekenntnis zur Diversität und ein ganzheitlicher Zugang auf der Ebene der Stadt.

Relevanz für die Stadt Wien

In der anschließenden Podiumsdiskussion unter Moderation des SOWOSEC-Lehrenden Mag. Peter Stepanek diskutierten Mag.a Eva Maria Luger (Geschäftsführerin des Dachverbandes Wiener Sozialeinrichtungen), Dipl. Volkswirtin Jana Schultheiß (Magistratsabteilung 24 der Stadt Wien und SOWOSEC-Lehrende) sowie Hanife Anil (Sozialarbeiterin, SOWOSEC-Absolventin und Regionalstellenleiterin der MA 17 der Stadt Wien) die Relevanz der Studienergebnisse für die Stadt Wien.

Die neue „Strategie 2030“ der Stadt Wien sieht dazu inklusive Konzepte vor, die  v.a. im Bereich der mobilen Betreuung stärker auf individuelle Angebote eingehen sollen. Die Pflege- und Betreuungseinrichtungen sollen Wertschätzung und Würde im Alter sowie ein Willkommens-Gefühl vermitteln; das erfordert Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. Es werden auch Schlüsselpersonen benötigt, die der Zielgruppe Informationen über soziale Dienste vermitteln, denn mehrsprachige Informationsmaterialien stärken nicht automatisch das Vertrauen in die Organisationen.  Auch die Mobilität und Mehrsprachigkeit älterer Menschen müssen in Zukunft stärker in den sozialen Diensten berücksichtigt werden.

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