3. Mai 2018

Traumapädagogik und Traumaarbeit in der Praxis

 

In den Campus Lectures des Masterstudiengangs Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit sprach Silke Birgitta Gahleitner vor 130 ZuhörerInnen über die originäre Aufgabe der Klinischen Sozialen Arbeit in der Traumapädagogik und Psychosozialen Traumaarbeit.

Saal mit ZuhörerInnen und Präsentation

 

Als Trauma wird ein Ereignis dann bezeichnet, wenn eine gewisse Situation in hohem Maße seelisch belastend ist, jedoch keine Bewältigungsstrategien zur Verfügung stehen. Eine adäquate Reaktion wird dadurch unmöglich. Begleitet wird diese Erfahrung oft von extremen Hilflosigkeits-, Angst- und Ohnmachtsgefühlen. Veränderte Erlebnis- und Verhaltensweisen sind die Folge. Fachkräfte sind dann bemüht, eine emotional tragende, begegnungsorientierte und „nachnährende“ Beziehung wieder zu ermöglichen. In den letzten Jahren haben sich unter dem Begriff „Traumapädagogik“ unterschiedliche Konzepte für beratende, begleitende und betreuende Arbeitsbereiche ausdifferenziert.

ExpertInnen- und AdressatInnenbefragung

Zu Beginn des Vortrags stellte Gahleitner die Frage nach der Zuständigkeit von Fachkräften, ging auf Interviews mit ExpertInnen ein und stellte deren Selbstverständnis in der Traumaarbeit dar. Sie präsentierte unter anderem aktuelle Erkenntnisse zur Befragung traumatisierter Personen und bezog sich konkret auf die Opferhilfe-Studie sowie deren Resultate.

Theoretischer Hintergrund

Sogenannte „Traumaatmosphären“ stellen sich sehr komplex dar und sind immer sozial eingebettet. Gahleitner thematisierte das Traumaspektrum und erörterte besondere soziale Bedarfslagen, wie beispielsweise soziale Bindungslosigkeit, gesundheitliche Gefährdung, Erkrankungen und Stigmatisierung.

Was wirkt?

Die Klinische Sozialarbeit entwickelt bedarfsgerechte Veränderungsimpluse. Sie widmet sich beziehungsorientiert schwer erreichbaren KlientInnen in Multiproblemsituationen und versteht Störungen als kumulativ, biografisch und in soziokulturellen Milieus verankert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Zusammenführung der Ansatzpunkte für traumapädagogische Interventionen, wie Angebote von Beziehung, Verbesserung der emotionalen Regulation und der Forderung von dynamischen Resilienzfaktoren. Als wichtigsten Einflussfaktor in der Arbeit mit traumatisierten Menschen werden jedoch die „emotional corrective experiences“ angesehen, die im Rahmen sozialtherapeutischer Arbeit von ExpertInnen der Klinischen Sozialen Arbeit ermöglicht werden.

Zur Person

Prof. Dr. phil. habil. Silke Birgitta Gahleitner ist seit 2006 als Professorin an der Alice Salomon Hochschule in Berlin tätig. Ihr Spezialgebiet in der Klinischen Psychologie und Sozialarbeit ist die Psychosoziale Diagnostik und Intervention. Davor arbeitete sie als Sozialarbeiterin und Psychotherapeutin in eigener Praxis sowie bei „Myrrha“, einer sozialtherapeutischen Einrichtung für traumatisierte Mädchen.

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