Interview mit Marlene Scheuer

Für die Patient*innen Zeit nehmen

Studium wählen, Studium durchziehen und dann Karriere in diesem Berufsfeld machen. So geradlinig ist der Weg nicht immer. Für Marlene Scheuer war Gesundheits- und Krankenpflegerin zunächst nicht die erste Berufswahl, das kristallisierte sich erst heraus. Aber ab dem ersten Semester an der FH Campus Wien war sehr schnell klar: Das ist MEIN Studium. Jetzt ist die Hälfte der Studienzeit schon vorbei…

Wieso haben Sie sich für das Studium Gesundheits- und Krankenpflege entschieden?

Weil das Studium sehr viele meiner Interessen vereint, ich habe zunächst Soziologie an der Uni Wien studiert, aber nebenbei die Ausbildung zur Rettungssanitäterin abgeschlossen. Je mehr Erfahrungen ich dabei machte, desto klarer wurde mir, dass ich dies vereinen möchte und dann stand fest: Ich muss Gesundheits- und Krankenpflege studieren.

Welche Besonderheiten gibt es bei der Bewerbung?

Wenn wir das Aufnahmeverfahren mit dem anderer Studiengänge vergleichen, unterscheidet sich das kaum, und es ist ohne große Vorbereitung schaffbar, zumindest habe ich mich weder auf den allgemeinen Test, noch auf das Bewerbungsgespräch groß vorbereitet. Mein einziger Tipp: Bewerber*innen sollten die Gründe reflektieren, warum sie das Studium machen wollen. Beim Gespräch ganz authentisch sein, hilft auch. Wenn man gute Gründe hat, warum man sich für das Studium entschieden hat, gibt es sicher keine Hürden.

Sie selber sind ja bereits im 4. Semester, wie kann ich mir das Studium denn vorstellen?

Wenn man von der Uni kommt, ist es eine Umstellung, denn das Studium ist ein Vollzeitstudium. Es ist also intensiv und das bedeutet, eine gute Planung für alle Lebensbereiche ist notwendig.

Welche Themenbereiche erwarten die Studierenden gleich vom Beginn des Studiums weg?

Die Pflegewissenschaft ist ein komplexes Fach, in das viele Disziplinen hineinfallen und die lernen wir von Beginn weg, beispielsweise medizinische Fächer wie Anatomie oder Pathologie oder Hilfswissenschaften wie Psychologie und Soziologie. Ethik spielt auch eine wichtige Rolle und dann fachspezifische Fächer wie Palliative Care – dabei ist der Gedanke nicht heilend, sondern den Patient*innen soll am Ende ihrer Reise noch eine schöne Zeit ermöglicht werden.

Ab wann geht es mit den Praktika los?

Schon im ersten Jahr, da haben wir ein Praktikum in der Langzeitpflege absolviert und ein Praktikum im konservativen Bereich, beispielsweise auf den internen Stationen. Mein Einstieg war auf der onkologischen Abteilung im Wilhelminenspital und ich war im Pflegewohnheim Baumgarten. Im Wilhelminenspital habe ich zum ersten Mal mitbekommen, wie Abläufe im Krankenhausbetrieb funktionieren und ich hatte den ersten Kontakt mit Patient*innen. Diese gleich in Krisensituationen begleiten zu dürfen, war ein sehr schönes Erlebnis. Alles, was die Gesundheits- und Krankenpflege ausmacht, auch die Interdisziplinarität, habe ich schon beim ersten Praktikum intensiv erlebt.

Inwieweit spielt die Wissenschaft eine Rolle im Studium?

Eine sehr große, denn fast alle unsere Lehrenden forschen auch und lassen ihre Forschungsprojekte in den Unterricht mit einfließen. Sie regen uns auch sehr an, Pflegehandlungen kritisch zu hinterfragen. Im Studium werden wir sehr früh ins wissenschaftliche Arbeiten eingeführt, lernen recherchieren, richtig zitieren und arbeiten entsprechende Arbeitsaufträge aus, entweder in Gruppen oder auch alleine. So werden wir auf die Bachelorarbeit sehr gut vorbereitet.

Welche Vorlesung haben Sie am meisten bewegt?

Was ich immer sehr spannend finde, ist, wenn sich durch verschiedene Vorlesungen ein Thema komplett erschließt. Also beispielsweise erfahren wir in der Chirurgie etwas über eine Krankheit, in einer anderen Vorlesung, was bei der Pflege dabei zu beachten ist und es entsteht ein Bild, wie der Patient oder die Patientin diese Krankheit und den Heilungsprozess erlebt. Diese Komplexität taugt mir sehr im Studium.

Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft in der Gesundheits- und Krankenpflege vor?

Ich möchte versuchen, immer bei mir selbst zu bleiben und mir für meine Patient*innen die Zeit nehmen, die sie brauchen. Und ich möchte so genau wie möglich arbeiten. Ein Fachgebiet habe ich noch nicht genau herausgefiltert, aber Intensivpflege reizt mich schon sehr, weil sie sehr interdisziplinär ist und der Fokus ganz auf den Patient*innen liegt.

Spaß und Gesundheits- und Krankenpflege passt zusammen?

Es macht Spaß, weil ich sehr gefordert bin. Wenn ein Patient oder eine Patientin eine Krise durcherlebt oder lebensgefährlich erkrankt ist, dann ist das ja kein Spaß, aber, wenn ich mir überlege, welche Herausforderungen ich gemeistert habe, dann merke ich, wie sehr ich in diesem der Beruf zufrieden bin. Oft müssen wir kreativ sein, um sich den ständig wechselnden Situationen anzupassen und überall, wo Kreativität ist, ist auch Spaß.


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