Interview mit Jennifer Hauerstorfer

Mit Humor geht alles

Chirurgin – war ihr Berufswunsch als kleines Mädchen in der Volksschule, als Teenie träumte Jennifer Hauerstorfer von einer Karriere als Hotelmanagerin. Ausschlaggebend für das Studium der Gesundheits- und Krankenpflege war dann schließlich – die Mama. Knapp vor ihrer Bachelorprüfung weiß sie genau, wo sie im breiten Tätigkeitsfeld der Gesundheits- und Krankenpflege am liebsten arbeiten möchte.

Was war ausschlaggebend für die Wahl Ihres Studiums?

Meine Mama hat als 38jährige umgeschult und die Ausbildung zur Pflegefachassistenz gemacht, da habe ich viel mit ihr mitgelernt und gesehen, wie spannend dieser Beruf und das Arbeiten mit dem Menschen ist. Da habe ich mich umentschieden und war drei Jahre lang in St. Pölten in der Caritas Sozialfachschule, dann habe ich doch maturiert und hab direkt an der FH zu studieren begonnen. Das war eine gute Entscheidung.

Warum war diese Entscheidung so gut?

Durch die vielen Praktika sehe ich, wie sehr mir dieser Beruf Spaß macht, wie gerne ich mit Menschen arbeite, mit ihnen in Kontakt bin und meine Arbeit erfüllt mich. Ich weiß, ich kann den Patient*innen helfen, sie unterstützen, und es kommt so viel zurück, wenn die Patient*innen merken, ich bin gut gelaunt und sehe es als selbstverständlich, sie beispielsweise aufs Klo zu begleiten. Das Feedback ist wahnsinnig schön.

Welche Highlights im Studium haben dich besonders beschäftigt?

Anfangs ist es eine Umstellung zur Schule, weil selbständiges Arbeiten und selbstorganisiertes Lernen gefordert ist – das kann schon anstrengend sein. Im 2. Semester erstellt man die ersten Exposés und taucht ins wissenschaftliche Arbeiten ein, auch das ist am Anfang eine Challenge, aber diese Anstrengung wiegen die praktischen Fächer wieder auf. Die sind so spannend, beispielweise Themen wie das Bobath-Konzept ist eine Therapie zur Mobilisierung von Menschen nach einem Schlaganfall. Beim Wundmanagement liegt der Fokus auf der Wundversorgung, welche Materialien gibt es und welches eignet sich für welche Wunde. Wundversorgung lernen wir in den Funktionsräumen – dazu haben wir Silikonwunden, die man sich auf die Haut klebt, und so üben wir die richtige Handhabung sehr praxisbezogen.

Das Studium bringt viele Praktika mit sich, welche beispielsweise?

Im ersten Jahr lernt man im Praktikum Langzeitpflege die wichtigsten Grundkompetenzen wie Körperpflege beispielsweise. Und ja, da war am Anfang schon Verunsicherung, wie ist es, allein mit zu Pflegenden zurecht zu kommen. Ich habe schnell gelernt, dass Humor sehr hilft und mit der Zeit wird alles sehr viel leichter. Spannend war auch das Praktikum in einer Neurorehabilitation mit Patient*innen nach einem Schlaganfall oder nach Gehirnblutungen. Dabei wird sehr viel im interdisziplinären Setting gemeinsam mit Logopäd*innen oder Ergotherapeut*innen genauso wie Physiotherapeut*innen gearbeitet. Das Besondere an der Hauskrankenpflege wiederum ist, dass diese einen viel familiäreren Zugang bietet als der klinische Bereich, das habe ich als sehr schön empfunden. Beim Praktikum in der Chirurgie hatte ich Gelegenheit, bei Operationen dabei zu sein. Und auch auf der Kinderstation habe ich ein Praktikum gemacht, wir hatten viele Säuglinge und da berieten die erstgebärenden Mamis. Ganz anders und absolut mein Bereich war der Schockraum im AKH, Erstversorgung in der Unfallambulanz oder auch Nachversorgung von Wunden, das möchte ich auch später machen.

Wie ist denn das Gefühl, direkt mit Patient*innen zu tun zu haben?

Wir haben wirklich viel im Funktionsraum geübt, eine Studienkollegin oder ein Studienkollege hat den/ die Patient*in gespielt und wir haben umgebettet oder zum Sitzen aufgerichtet. Es ist komplett etwas Anderes zum ersten Mal eine*n realen Patienten oder Patientin, die gar nicht mithelfen kann oder sehr viel größer als man selber ist, im Bett umzudrehen oder beim Aufstehen zu unterstützen. Aber mit der Herausforderung wächst man. Oder zum ersten Mal Blut abnehmen, einen Venenzugang legen, war für mich eine Überwindung, denn jeder weiß aus eigener Erfahrung, das kann schon unangenehm sein oder sogar wehtun.

Warum macht Ihnen das Studium so großen Spaß?

Ich finde es großartig, dass ich während des Studiums Freunde fürs Leben gewonnen habe. Das ist viel wert, wir haben uns gegenseitig gepusht und motiviert. Das Wichtigste ist die persönliche Einstellung, natürlich gibt es auch Tage, da läuft es nicht so toll. Fürs Studium wie für den Beruf gilt, wenn man mit Humor reingeht, bekommt man wahnsinnig viel zurück.


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