Gesundheitskompetenz

Mündige PatientInnen brauchen eine hohe Gesundheitskompetenz, die die FH Campus Wien erforscht

Eine gut entwickelte Gesundheitskompetenz befähigt die Menschen Erklärungen und Informationen zu ihrer Gesundheit/Krankheit richtig umzusetzen. Das wirkt sich entscheidend auf den Behandlungserfolg und die Kosten aus.

Es heißt Adhärenz

Adhärenz nennt sich das korrekte Umsetzen des Therapievorschlags in der aktiven Zusammenarbeit zwischen den GesundheitsprofessionistInnen und erkrankten Menschen. Ein Beispiel: der Beipacktext eines Arzneimittels. Wenn die Häufigkeit des Auftretens von Nebenwirkungen mit "gelegentlich" bezeichnet wird, ruft das bei ein- bis 10 Prozent der PatientInnen eine Nebenwirkung hervor. Im Umkehrschluss heißt das, dass bei 90 bis 99 Prozent der PatientInnen in dieser Symptom-Kategorie keine Nebenwirkung zu befürchten ist. Hier kann es zu Fehlinterpretationen kommen, das Medikament wird nicht korrekt genommen oder im schlimmsten Fall die Therapie ohne Rücksprache abgebrochen.

Das Forschungsprojekt

Fehlinterpretationen spielen auch in den Orientierungssystemen von Krankenanstalten eine Rolle. An diesem Punkt setzt das Forschungsprojekt aus dem Department Pflegewissenschaft an. Alle Menschen, aber vor allem solche mit gering ausgebildeter Gesundheitskompetenz brauchen einfache Systeme und verständliche Sprachgestaltung, um die für sie wichtigen Informationen selbst auffinden, verstehen und bewerten zu können. Die FH Campus Wien untersuchte 2016 im Forschungsprojekt zur Gesundheitskompetenz Orientierungs- und Leitsysteme in 13 Gesundheitseinrichtungen Ostösterreichs. Die Ergebnisse zeigten, dass visualisierte Leitsysteme durch ihre uneinheitliche Gestaltung einen hohen Bildungsgrad und gute Sprachkompetenz zum Verständnis voraussetzen.

Trend zu mobiler Versorgung

Ein neuer Bereich sind Versorgungssysteme, wie die Primärversorgungszentren, welche gerade als erste Pilotprojekte in Österreich entstehen. Der Trend geht weg von der Anstaltspflege hin zu mobilen/ambulanten Versorgungen, um die überfüllten Spitäler zu entlasten. Erkrankte Menschen sind künftig verstärkt gefordert, ihre Therapien selbst zu managen und entscheiden ihren Behandlungserfolg mit. Wer Gesundheitsinformationen richtig interpretieren und verstehen kann, wird die für sich richtige Entscheidung treffen können. Die Gesundheits- und Krankenpflege nimmt bei der Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung eine zentrale Rolle ein, es ist eine pflegerische Kernkompetenz. Die dazu durchgeführte Forschungsarbeit im Department Pflegewissenschaft weist auf die dafür nötigen Kompetenzen der Pflegepersonen hin.