Erfolgreich in der Gentherapie

Die Gentherapie läutet eine neue Ära ein, mit der völlig innovative biotechnologische Prozesse und Technologien einhergehen. Dafür spricht die steigende Lebensqualität, so Juan A. Hernandez Bort, Bioengineering-Absolvent. Sein Arbeitsplatz: im Management des Gentherapie Center Austria von Shire.

Gentherapie – eine neue Ära 

Bei der Gentherapie wird DNA oder RNA in menschliche Körperzellen eingefügt und so das Genom unmittelbar verändert. Eine große Hürde liegt in der Entwicklung geeigneter „Genfähren“, um das neue Gen einzuschleusen. Die Ära der Gentherapie beginnt gerade erst, die Zahl der Zulassungen bleibt noch überschaubar. Der zu erwartende Durchbruch wird jedoch ein Meilenstein sein, so wie es zuletzt die Möglichkeit der Herstellung rekombinanter Proteine war – allerdings mit noch weitreichenderen Konsequenzen. 

Shire baut Gentherapie Center Austria auf

Der US-Pharmakonzern Shire, der führend in der Versorgung von Patient*innen  mit  seltenen Erkrankungen ist, baut zurzeit ein Gentherapiezentrum in Orth an der Donau auf. Juan A. Hernandez Bort, Bioengineering-Absolvent der FH Campus Wien, ist mittlerweile „Associate Director“ und Hauptabteilungsleiter von „Early Stage Development Gene Therapy“ bei Shire, mit bis zu 25 Mitarbeiter*innen. „Allgemein lässt sich sagen, dass eine der großen Herausforderungen in der Gentherapie in der Aufreinigung der Produkte liegt und gleichzeitig einen wirtschaftlichen Prozess zu entwickeln.“ 

Reinheit macht den Unterschied

Nachdem im Upstream-Prozess die Herstellung in ausreichender Menge erreicht wird, erfolgt in einem zweiten Verfahrensabschnitt, dem Downstream, die Produktaufreinigung. Diese Disziplin der Bioverfahrenstechnik, bei der das eigentliche Endprodukt in hochreiner Form in mehreren Schritten – von der Aufbereitung, über Isolation bis zur Formulierung (zweckmäßige Verbindung verschiedener Komponenten) – hergestellt wird, ist der komplexeste und kostenintensivste Teil der Produktion, der darüber entscheidet, ob es für Menschen verträglich und damit die Produktion überhaupt möglich ist.

Lebensqualität versus Risiko

Wie bei allen neuen Technologien, die in der pharmazeutischen Forschung zum Einsatz kommen, birgt auch die Gentherapie Risiken, die zum Auftreten unerwünschter Ereignisse führen könnten. Deshalb wird die Gentherapie derzeit nur bei schwerwiegenden Erkrankungen und Gendefekten eingesetzt. Einen wesentlichen Vorteil im Vergleich zu herkömmlichen Arzneimitteln beschreibt Hernandez Bort so: „Patient*innen erhalten eine einmalige Injektion, deren Wirkung über viele Jahre anhalten kann. Das ist ein enormer Gewinn an Lebensqualität. Der langanhaltenden therapeutischen Wirkung steht jedoch ein steigendes gesundheitliches Risiko gegenüber. Wie immer, kommt es auf die Dosis an.“

Ein Studium neben dem Job

„Ich habe neben dem Studium immer gearbeitet“, so Juan A. Hernandez Bort. Ein Chemiestudium in Deutschland – das war ursprünglich der Plan. Dann lernte er in einem Sprachinstitut in seiner Heimatstadt Valencia seine heutige Frau kennen, eine Österreicherin. Vier Monate später kam er nach Wien und suchte sich einen Job. Ein Studium an der Universität war mangels zeitlicher Flexibilität mit dem Job nicht vereinbar, deshalb entschied er sich zwei Jahre später für das berufsbegleitende Diplomstudium Bioengineering – das damals gerade startete – und arbeitete zusätzlich Vollzeit als Labortechniker bei Baxter. Den ersten Tag des Studiums verpasste er, mit gutem Grund – sein erstes Kind wurde geboren, zwei weitere Kinder folgten. Arbeiten, Familie, Job, alles ging sich aus, aber es war anstrengend. 

Zwischen F&E und Pilotplant

Mein Verantwortungsbereich bei Shire liegt zwischen Forschung und Entwicklung und der Produktion im Pilotmaßstab („Pilotplant“). Wir entwickeln die Prozesse und Parameter für die Produktion im kleinen Maßstab, bevor es dann im Pilot- und Produktionsmaßstab in einer wirtschaftlichen Menge hergestellt wird. Meine Abteilung evaluiert und entscheidet gemeinsam mit dem Team vom Pilot Plant, welche Anlage wir brauchen und welche Verfahren wir einsetzen, um das Produkt herzustellen. Ich bin Fachexperte, aber auch der Manager, der in der Prozessentwicklungsstrategie  federführend ist. Die Anzahl der Mitarbeiter*innen ist nicht entscheidend für mich, sondern dass sie motiviert sind und den gesamten Prozess verstehen. Zwei in meinem Team studieren derzeit an der FH Campus Wien - einer von ihnen ist Martin Muck. Sie werden jeden Tag besser, weil sie das, was sie lernen unmittelbar anwenden. Carolin-Isabel Kütting hat das FH-Studium vor kurzem abgeschlossen.

Weiterbildung in Stanford

„Ich wollte immer Wissenschaftler werden. Dafür brauchte ich einen PhD und machte einen Master of Science in Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur. Heute ist es möglich, unmittelbar auf das FH-Masterstudium einen Doktoratsstudium aufzusetzen“, so Juan A. Hernandez Bort. „Für mich hört meine berufliche Weiterbildung nie auf. Zuletzt absolvierte ich in Stanford University, USA, eine Zertifizierung als Experte in Genetik und Genomik. Bei allem, was ich tue, helfen mir zwei Eigenschaften: Durchhaltevermögen und Neugier. Das ist in meinem Job extrem wichtig: In der Forschung gelingen 90 Prozent nicht, aber irgendwann geht es. Das weiß ich und übe mich bis dahin in Geduld“, fasst Juan A. Hernandez Bort seine Einstellung zusammen.


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