9. März 2018

Pilz als Baustoff: Architektenpreis für „Mush Room“

 

Einen 100% biologisch abbaubaren Baustoff aus Pilz weiterzuentwickeln, war Thema der Diplomarbeit von Henriette Fischer an der TU Wien. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studium Architektur – Green Building an der FH Campus Wien wurde dafür nachträglich von „BauNetz“ ausgezeichnet.

Kein Industriezweig benötigt mehr Energie und Ressourcen als das Bauwesen. Angesichts von Ressourcenknappheit und Klimawandel besteht Handlungsbedarf. „Baumaterialien müssen künftig verstärkt in Lebenszyklen gedacht werden. Gerade im Materialsektor gibt es noch viel Spielraum, um ökologisch nachhaltiger und ressourcenschonender zu bauen“, ist Henriette Fischer überzeugt.

Bauen mit Pilz, Holz und Baumwolle

Im Zuge ihrer Diplomarbeit an der Technischen Universität Wien entwickelte Henriette Fischer einen Baustoff aus Pilzwerkstoff weiter. Ziel war es, einen Pavillon aus myzel-basierten Kompositmaterial, kurz Pilzwerkstoff, zu entwerfen. Das Resultat: ein Prototyp im Maßstab 1:2. Der Pavillon ist 100% biologisch abbaubar, da er ausschließlich aus Pilz, Holz und Baumwolle besteht. Um das umfangreiche Projekt umzusetzen, erhielt sie 2017 ein Forschungsstipendium der TU Wien. Das Ergebnis wurde nun mit dem „Architektenpreis“ von BauNetz ausgezeichnet, einer Online-Publikation für Architektur mit Sitz in Berlin.

Wie natürlicher Leim

Myzel stellt biologisch gesehen das Fadengeflecht von Pilzen in der Erde dar. Wird es unter geeigneten Bedingungen mit einem Substrat und Wasser zusammengebracht, entsteht ein natürliches Material mit einer großen Spanne unterschiedlicher Charakteristika. Das Myzel verhält sich wie ein natürlicher Leim und bindet das Substrat – in diesem Falle Holzspäne und Baumwolle. Das gewachsene Material ähnelt in Dämmeigenschaften und Konsistenz Kunststoffen wie Polystyrol, ist jedoch im Gegensatz dazu zu 100% biologisch abbaubar.

FH-Forschung zu nachwachsenden Rohstoffen

Im Studium „Architektur – Green Building“ steht das nachhaltige Bauen an erster Stelle – ein Forschungsschwerpunkt im Studiengang und am FH-Kompetenzzentrum für Bauen und Gestalten widmet sich ökologischen Baumaterialien wie solchen aus nachwachsenden Rohstoffen und mehrgeschoßigem Holzbau. Beim Forschungsforum der österreichischen Fachhochschulen im April präsentiert Henriette Fischer ihre Forschungsergebnisse über den Pilzwerkstoff. Aktuell forscht sie an der FH Campus Wien an Nachhaltigkeitsstrategien und nachwachsenden Baumaterialien und übernimmt ab Herbst außerdem die Vorlesung „Innovative Baumaterialien“.

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