14. Februar 2019

Wasserstoff: Avanciert das chemische Element zum Träger der Energiewende?

 

Vizerektor für Forschung und Entwicklung Heimo Sandtner begrüßte im Rahmen der Campus Lecture zur Bedeutung von Wasserstoff als Energieträger der Zukunft am 22. Jänner 2019 gleich drei Experten aus der Praxis. Thomas Rührlinger und David Lechner, beide vom oberösterreichischen Technologieunternehmen Fronius International GmbH und Roland Punzengruber von Hyundai Import GmbH lieferten konkrete Beispiele für den Einsatz von Wasserstoff.

Vizerektor Heimo Sandtner und die Vortragenden der Campus Lecture "Wasserstoff - Träger der Energiewende?" © FH Campus Wien/ Schedl

v.l.n.r.: Heimo Sandtner, Vizerektor FH Campus Wien, Manfred Wolfschwenger und Thomas Rührlinger sowie Katarina Jacimovic, alle drei Fronius International GmbH, Katharina Kügerl, FH Campus Wien, David Lechner, Fronius International GmbH, Roland Punzengruber, Hyundai Import GmbH © FH Campus Wien/ Schedl

Energiebedarf 100% aus erneuerbaren Energiequellen decken

„Klimawandel, Luftverschmutzung und Peak Oil sind die realen Probleme der Menschheit“, umriss Thomas Rührlinger, Business Development Hydrogen Solutions vom Technologieunternehmen Fronius, gleich zu Beginn die essenziellen Energiefragen der Gegenwart. Und er ist fest davon überzeugt, dass es Österreich bis ins Jahr 2050 gelingt, den Energiebedarf vollständig aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Eine Vielzahl der rund 80 Teilnehmer*innen dieser Campus Lecture pflichteten dieser Meinung bei, darunter auch Persönlichkeiten wie der eh. Audi Entwicklungsvorstand Jürgen Stockmar oder Konstruktionslegende Kurt „Masta“ Bergmann. Fronius arbeitet an der Realisierung der Vision „24 Stunden Sonne“. Ziel dabei ist es, den weltweiten Energiebedarf aus 100 Prozent Erneuerbaren zu decken. Wesentlicher Bestandteil der Vision ist die Nutzung von Wasserstoff. Schwerpunkte werden die dezentrale Wasserstoff-Erzeugung mit Elektrolyse, die Nutzung in der Mobilität, die saisonale Speicherung und die Rückverstromung mit stationärer Brennstoffzelle sein. Wasserstoff kommt als universelle Energiequelle, die problemlos Sektorkopplung ermöglicht, wie beispielweise Produktion von Strom und gleichzeitiger Wärmeerzeugung, große Bedeutung zu. Die politischen Rahmenbedingungen in Europa seien mit der EU-Hydrogen Initiative seit Herbst 2018 gesetzt, in China und Japan sind Wasserstofffahrzeuge schon Fixbestandteil der Mobilitätspläne der nächsten Jahre, zeichnete Rührlinger das Bild der Zukunft.

Co2-Ausstoßfreie Fahrzeuge auf dem Vormarsch

Von einem gewaltigen Vormarsch der wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge berichtete Roland Punzengruber, Managing Director von Hyundai: „Die Nachfrage nach H2-Autos und -Schwerfahrzeugen ist riesig, dennoch wird es in den nächsten drei Jahrzehnten eine Koexistenz der Antriebstechnologien geben.“ Die Vorteile des Wasserstoff-Elektro-Antriebs wie beim Hyundai Nexo wären eine größere – von der Außentemperatur unbeeinflusste – Reichweite, der hohe Wirkungsgrad, die schnelle Betankung und hohe Umweltfreundlichkeit, sprich keinerlei Emission. Momentan gibt es in Österreich allerdings erst fünf öffentliche Wasserstoff-Tankstellen. Neben dem Ausbau des Tanknetzes sieht Roland Punzengruber die große Herausforderung auch bei der Weiterentwicklung der Brennstoffzelle, die aufgrund des hohen Edelmetallanteils derzeit noch sehr teuer ist.

Wasserstoff-Tankstelle & mehr: Fronius SOLH2UB

Die Sicherheit von Wasserstoff und der von Fronius entwickelte Prototyp einer Betankungsanlage für Brennstoffzellenfahrzeuge „SOLH2UB“ stand im Mittelpunkt vom Vortrag von David Lechner, Group Leader Research bei Fronius. Der SOLH2UB ist Österreichs erste grüne H2-Betankungsanlage und besteht aus Photovoltaik-Modulen, welche die Zapfsäulen überdachen. Mithilfe des dort erzeugten Sonnenstroms trennt ein Elektrolyseur Wasser in seine Bestandteile auf. Der Wasserstoff wird in Tanks gespeichert und versorgt die firmeneigene Fahrzeugflotte von Brennstoffzellenfahrzeugen. „Der Wasserstoff kann auch rückverstromt werden und mit der Abwärme heizen wir“, erklärt David Lechner, die Serienherstellung von SOLH2UB sei in Vorbereitung.

Nachhaltige Verantwortung

„Es ist ein Thema, das uns alle betrifft,“ fasste Vizerektor Heimo Sandtner zusammen, „Beispielsweise bei der Mobilität im Bereich Individualverkehr: Wir stehen wirklich strengen Regulatorien gegenüber, der geforderte 95g CO2-Ausstoß bis 2021, definiert als „Flottenverbrauch“, entspricht rund 4 Liter Treibstoffverbrauch auf 100km. Das sind keine einfach zu erreichenden Werte. Wir wissen heute nicht genau, welche Technologie uns in die Zukunft führt. Wir sind alle gefordert, diese Zukunft aktiv mitzugestalten und mit dieser Campus Lecture leisten wir dazu auch wichtige Aufklärungsarbeit.“
Entsprechend angeregt verlief die Podiumsdiskussion und die Fragerunde. Als markantes Schlusswort betonte der als Ehrengast anwesende Klaus Fronius, wie wichtig unsere Verantwortung gegenüber der nächsten Generation ist: „Wir stehen in Österreich vor riesigen Herausforderungen – fossile Vorkommen an Erdöl und Erdgas gibt es nicht mehr. Photovoltaik, Solarenergie, Windkraft und Biomasse - das sind die Möglichkeit, die wir haben um an „24 Stunden Sonne“ zu kommen. Mit Wasserstoff können wir diese Energie auch speichern.“

Fotogalerie Campus Lecture "Wasserstoff – Träger der Energiewende?"

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