„Wir arbeiten an konkreten Fragestellungen“

Seit zehn Jahren lehrt Michael Maurer Bioverfahrenstechnik an der FH Campus Wien. Seit Beginn des Studienjahres 2017/18 leitet er die Studiengänge Bioengineering, Bioinformatik, Biotechnologisches Qualitätsmanagement und Bioverfahrenstechnik. Ein Gespräch über Produktionsprozesse, Pilotanlagen und Bierbrauen.

 

Sie sind Biotechnologe, spezialisiert auf Bioverfahrenstechnik und seit einem Jahr Studiengangsleiter an der FH Campus Wien. Was tut ein Bioverfahrenstechniker? 

Viele Produkte des täglichen Lebens werden in biotechnologischen Produktionsprozessen hergestellt. Bioverfahrenstechniker*innen sind an der Entwicklung und Herstellung dieser Produkte beteiligt: Wir planen, entwickeln und führen Produktionsprozesse durch bzw. planen und betreiben wir Produktionsanlagen. 

Und evaluieren und optimieren Herstellungsverfahren für die industrielle Produktion.

Genau. Wir haben hier am Standort VIBT (Vienna Institute of BioTechnology) - Muthgasse eine bioindustrielle Pilotanlage zur Verfügung. Die braucht man, um Produktionsprozesse, die im Labor entwickelt wurden, in einem industriellen Maßstab zu simulieren und ökonomisch bewerten zu können. Die Pilotanlage gehört der Universität für Bodenkultur und wird von uns und unseren Studierenden mitgenutzt. 

Wie funktioniert so eine Pilotanlage?

Im Grunde wie eine kleine Firma. Da gibt es Bioreaktoren, Zentrifugen, Chromatographiesysteme und Filtrationseinheiten und alles ist viel größer als im Labor, aber eben auch viel kleiner als in einer Produktionsanlage. 

Ihre Studierenden profitieren von der einzigartigen Möglichkeit, bereits in ihrer Ausbildung an einer Pilotanlage arbeiten zu können. Wird sie auch für Forschungsaktivitäten genutzt?

Unbedingt. Wir haben zuletzt im Rahmen eines Forschungsprojekts gemeinsam mit dem Multi-Technologieunternehmen 3M neueste Filtersysteme und -einsätze für die Arzneimittelherstellung in der Pilotanlage evaluiert. 

Das Biotechnologie-Studienangebot der FH Campus Wien ist insgesamt breit aufgestellt und erfreut sich großen Zuspruchs. Woran liegt das?

Wir haben an der Hochschule zwei Schwerpunkte. Auf der einen Seite: unsere sehr technisch ausgerichteten Studiengänge Bioengineering, Bioinformatik, Biotechnologisches Qualitätsmanagement und Bioverfahrenstechnik hier in der Muthgasse, für die ich verantwortlich bin und wo wir uns mit konkreten Fragestellungen aus der industriellen Anwendung und Entwicklung beschäftigen. Und auf der anderen Seite: die molekulare Biotechnologie im Vienna BioCenter, wo es mehr um die medizinische, molekulare Biotechnologie und Forschung auf zellulärer Ebene geht. Diese zwei Schwerpunkte findet man so in Österreich nur an der FH Campus Wien.

Ihre Studierenden absolvieren im Rahmen ihrer Ausbildung ein Brauseminar. Soll heißen, sie lernen, Bier zu brauen. Wie passt das zu einem Biotech-Studium? 

Die Biotechnologie hat im Bierbrauen oder Essigmachen ihre Wurzeln. Die Verfahrensschritte und Methoden dort sind biopharmazeutischen Anwendungen durchaus ähnlich. Wir nutzen das didaktisch und geben unseren Studierenden in Bioengieering und in der Bioverfahrentechnik die Möglichkeit, ihr Wissen aus Biochemie, Mikrobiologie und Hygiene beim Bierbrauen praktisch anzuwenden. Das macht Spaß und ist nahe am Echtbetrieb. Mittlerweile brauen wir seit gut fünf Jahren, heuer erstmals unter der Marke „Scientific Brewhouse“. Und ab Herbst 2018 wird es dann ein eigenes FH-Bier geben.

 


Studiengänge

Master

Biotechnologisches Qualitätsmanagement

berufsbegleitend